Rabenflugwochenende in Bad Freienwalde

Juni 16th, 2011

Resümee vom Rabenflug Wochenende:

 

Es gibt den Spruch, dass man erst ein richtiger Mann ist, wenn man ein Baum gepflanzt, ein Haus gebaut und ein Sohn gezeugt hat. Seit dem letzten Wochenende muss ich noch etwas dazu fügen. Man muss als Pate ein Rabenflug Wochenende mitgemacht haben. Als mein Neffe mich vor ein paar Monaten fragte, ob ich die Rolle des Paten bei ihm wahrnehmen würde, dachte ick: na klar, is doch mein Neffe. Und nen Rockiges Partywochenende im Wald is ja och mal was feines.

Dann gab es das Vorabtreffen der Eltern und Paten in Berlin Karlshorst. Es wurde kurz erklärt worum es an diesem Wochenende geht und ich dachte: oh My God… das kann ja was werden.

Am Freitag gings dann los. Meinen Neffen ins Auto geladen laute Metall Musik an und nach Bad Freienwalde gefahren.

Langsam trudelten alle Kinder mit ihren Paten ein.  Und als alle vollzählig waren wurde der erste “Kreis” gemacht. Ok, machen wir eben nen “Kreis”. Ähhh..wat is nen “Kreis” dachte ick??? Als dann alle im Kreis auf ihren Isomatten im Wald saßen, Matthias und Kathrin das Ritual mit Räucherschale und Gesang eröffneten dachte ich: cool, die Hippitage kommen zurück. Aber nach ein paar Minuten war irgendwie eine große Gemeinschaft zu spüren. So als ob wir alle zusammen ne verschworene Gruppe sind. Jeder sagte zwei drei Sätze über das was er an diesem Wochenende erwartet. Für mich immer noch der Gedanke an Party pur…

Nach dem Kreis wurde gegrillt und ein Riesen Lagefeuer angezündet. Jemand holte eine Gitarre hervor und alle hatten ihren Spaß. Ich saß noch bis es hell wurde mit einem der Paten und redete über Gott und die Welt. Erstaunlich das wir trotz vollkommen unterschiedlichen Meinungen über viele Dinge des Lebens die Nacht so schön beendeten. Ohne Streit und ohne das Gefühl: der andere hat ja ne volle Meise gingen wir am Morgen für ein paar wenige Stunden ins Bett.

Der Samstag begann zwar müde aber vollkommen chillig. Frühstück und danach saßen die Paten in lusterer Runde und Quatschten.  Der eine mehr (sorry) der andere weniger. Dann wurde gemeinsam Gemüse geputzt damit die Suppe irgendwann fertig wird die wir dann essen wollten. Die Kinder bekamen noch mal die Vorbereitung für die Nacht im Wald und waren somit beschäftigt.  Nach dem Mittag machte sich die gesamte Gruppe auf und marschierte in den Wald. Ziel war das Basislager welches in ca. einer Stunde Fußmarsch zu erreichen war. Im Basislager angekommen wurden die Zelte der Paten aufgebaut, die Feuerstelle von Brennnesseln befreit und die Kinder bekamen letzte Sicherheitsunterweisungen. Dann gab es wieder einen Kreis und jedes Kind ist mit seinem Paten in den Wald gegangen um sich einen schlafplatz zu suchen. Zurück im Basislager gab es die rituelle Verabschiedung der Kinder in den Wald. Jetzt waren die Kids auf sich alleine gestellt und ich hatte schon ein mulmiges Gefühl wegen meinem Neffen. Hat er Angst? Wird er schlafen können? Sieht er wilde Tiere? Usw….

Die Paten unter sich saßen am Lagefeuer und wahrscheinlich vom vielen Autan auf der Haut fingen wir an dusseliges Zeug zu quatschen. Stunden lang lachten wir über unseren Blödsinn. Ich muss sagen das war eine der lustigsten Nächte meines Lebens. Am Morgen ging ich für eine Stunde in mein Zelt. Konnte aber nicht wirklich schlafen. Also wollte ich wieder zu den anderen ans Feuer. Zog von innen den Reisverschluss meines Zeltes auf und sah die Beine meines Neffen vorbeilaufen… Was fürn Timing dachte ich. Denn die Paten sollten ja ihre in der Nacht zum jungen Erwachsenen gewordenen in Empfang nehmen. Nein Neffe grinste glücklich und ich war richtig stolz auf ihn dass er alles gut überstanden hatte. Er wollte natürlich sofort über seine Erlebnisse der letzten Nacht berichten. Sollte das aber erst am Nachmittag im großen Kreis mit den Eltern tun. Es viel ihm sichtlich schwer.

So langsam trudelten die Eltern ein und es wurde am Nachmittag ein letzter großer Kreis gehalten. Mit allen anwesenden Eltern.

In der Mitte saßen die jungen Erwachsenen, dahinter die Paten und dahinter die Eltern, Geschwister usw… Es gab das übliche Ritual (einräuchern, Gesang…) und die jungen Erwachsenen erzählten von ihrer Nacht im Wald. Nach jeder Geschichte sagten Matthias und Kathrin ein paar Worte zum erlebten und dann die Eltern desjenigen der die Geschichte erzählte. Ich habe noch niemals in meinem Leben solche Emotionen bei so vielen Menschen gesehen die sich überwiegend nicht kannten. Was genau so unerklärlich für mich war, ist die Veränderung der jungen Erwachsenen. Die großen Klappen des Vortages waren verschwunden und die Emotionen und Gefühle könnten von ihnen nicht zurück gehalten werden. Es war eine dermaßen emotionale Stimmung im ganzen Raum und ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Ich weiß bis heute nicht was da passiert ist…. Das kleine Geschichten von jungen Erwachsenen, fremden Ausgewachsenen Erwachsenen, dermaßen die Tränen in die Augen treiben habe ich noch nie gesehen oder erlebt.

Ich habe noch Tage danach darüber gegrübelt und hatte schöne Gedanken an dieses Wochenende. Die 2 Tage sind eine Riesen Bereicherung in meinem Leben. Danke an meinen Neffen dass er mich als Paten auserkoren hat.

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